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12.09.2019

KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz


Die Demokratiebegleiter/-innen besuchten zum ersten Mal die KZ-Gedenkstätte in Vaihingen/Enz.

KZ steht für Konzentrationslager.
Der Begriff steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des nationalsozialistischen Regimes.



Bernd Freckmann führte uns durch die Anlage.
Er war früher Lehrer und arbeitet jetzt ehrenamtlich in der KZ-Gedenkstätte.
Gleich am Anfang macht er uns klar worum es hier geht: „Hier gibt es nur die Geschichte des Grauens.“
Denn mehr als 1500 Menschen sind in den vier Baracken, von denen heute nichts mehr übrig ist, gestorben.

Besonders viele Menschen starben im außergewöhnlich kalten Winter 1944/45.
Die meisten starben an der Kälte, an Unterernährung und an Krankheiten.
„Das waren wandelnde Skelette“, erklärte Freckmann, „alle hungerten, das muss damals eine ganz schlimme Zeit gewesen sein.“
„Außerdem gab es ständig Streit, denn mehr als 20 Nationalitäten waren hier zusammengepfercht“, fügt Freckmann hinzu.

Ein ehemaliger Duschraum war zu einer beklemmenden Videoinstallation ausgebaut.
Originalaufnahmen und Originaltöne aus dieser Zeit zeigen die dramatischen Umstände, unter denen die Gefangenen zu leiden hatten.

Die Gefangenen selbst mussten sich um die Sterbenden kümmern.
„Wann stirbt er denn endlich?“, fragten sich die meisten, denn sie wollten die Schüssel Brei, die der Sterbende dann nicht mehr essen konnte.
Zu essen gab es morgens eine Scheibe Brot und mittags eine Suppe, und wenn man Glück hatte war eine Kartoffel darin.
Auch das Duschen war kein Spaß, denn das Wasser kam brühend heiß aus den Duschköpfen.
Das macht man in dem Versuch, Läuse und anderes Ungeziefer abzutöten.

Die Bevölkerung von Vaihingen brachte ab und zu etwas Brot und ein paar Äpfel vorbei, was die Lage kurzfristig etwas verbesserte.
Auch der nahegelegene Gutshof Neurath spendete Nahrungsmittel und half so, die Situation etwas zu verbessern.

Das KZ Vaihingen/Enz war eigentlich vor allem ein Rüstungsprojekt und kein Vernichtungslager.
Es gab Pläne, im nahe gelegenen Steinbruch eine Flugzeugfabrik zu errichten.
Aber da das Ende des Krieges nahte und die Pläne sehr aufwändig waren, wurde die Arbeit an der Flugzeugfabrik nach drei Monaten wieder beendet.
Der Steinbruch ist heute eine Müllhalde.

Im Frühjahr 1945 waren die Alliierten im Anmarsch.

Die Allierten waren die verbündeten Großmächte, die im 2. Weltkrieg gegen Deutschland und seine Verbündeten kämpften.
Diese Großmächte waren die USA, Großbritannien, Frankreich und Russland.

Immer häufiger ertönten die Sirenen des Fliegeralarms.
Die Allierten bombardierten allerdings nie das KZ.
Am 8. Mai war dann der Krieg vorbei und niemand wusste, wo die restlichen 837 Gefangenen hin sollten.
Es dauerte aber trotzdem nur wenige Tage, bis das Lager leer geräumt war.


200 Meter entfernt ist heute der KZ-Friedhof mit vier Namenssäulen.
Auf den Säulen stehen die Namen der dort gestorbenen Menschen.

Die KZ-Gedenkstätte hat im Jahr ungefähr 2000 Besucher.
„60 Schulklassen kommen übers Jahr aus der Region“, erklärte Freckmann.
„Fünf Leute von uns geben insgesamt 120 Führungen im Jahr“.

Wir acht Demokratiebegleiter der Neuen Arbeit waren beeindruckt von der Gedenkstätte und den Erklärungen von Herr Freckmann.
Wer mehr über die Gedenkstätte wissen möchte, kann das Buch „Nacht über dem Tal“ von Wendegard Staden lesen.
Eine Warnung zum Schluss: die Videoinstallation in der Gedenkstätte ist schwer zu ertragen  und sollte erst ab dem Alter von 14 Jahren angeschaut werden.
Die KZ-Gedenkstätte hat sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Wenn man außerhalb dieser Zeiten kommen will, sollte man einen Termin unter Email senden ausmachen.

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