Berichte
21.8.2023
„Wir wissen, was gebraucht wird“
Diakonie-Vertreterinnen informieren sich über Beteiligungsprojekte von EFAS und Neuer Arbeit
Im Rahmen eines mehrtägigen Besuchs kamen Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik bei der Diakonie Deutschland, und Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, auch zu Neuen Arbeit. Sie interessierten sich besonders für Beteiligungsprojekte, die von der Neuen Arbeit gemeinsam mit dem EFAS (Evangelischer Fachverband für Arbeit und soziale Integration e.V.) organisiert werden. An diesen sind auch die „Demokratiebegleiter/-innen“ beteiligt.
Die Demokratiebegleiterinnen Claudia Wanner und Sonja Gaidusch sowie Rebecca Lo Bello vom EFAS stellten verschiedenen Projekte vor. „Die Beteiligung ist wichtig für die Betroffenen“, betonte Wanner gleich am Anfang. „Wir wissen, was gebraucht wird.“ Viele Betroffene führten ein einsames Leben. „Was wir verdient haben, ist, gefragt zu werden.“ Das entfalte dann eine positive Wirkung. Ein Beispiel ist für sie die Zukunftswerkstatt, an der Betroffene, Arbeitshilfeträger und Jobcentermitarbeitende teilgenommen haben. „Wir haben festgestellt, dass eigentlich alle dasselbe wollen: Passgenaue Arbeitsgelegenheiten.“ Die Ergebnisse flossen in die Stuttgarter Armutskonferenz ein, geplant ist auch eine Arbeitshilfemesse.
„Arm in einer reichen Stadt zu sein, ist doppelt hart“
Demokratiebegleiter/-innen beim Gottesdienst in der Vesperkirche
In der Vesperkirche Stuttgart gestalteten die Demokratiebegleiter/-innen ein sozialpolitisches Morgengebet mit. Sie formulierten und sprachen die Fürbitten und berichteten über die Situation von Menschen in prekären Lebenslagen. „Arm in einer reichen Stadt wie Stuttgart zu sein, ist doppelt hart. Gestiegene Lebenshaltungskosten sind mit 50 Euro mehr Bürgergeld nicht zu stemmen“, heißt es in dem entsprechenden Text.
Weiter wurde darauf hingewiesen, dass laut UN-Sozialcharta jeder Mensch „das Recht auf angemessenen Wohnraum“ hat. Besonders Frauen und Alleinerziehende sind von Armut betroffen. Das Fazit: „Wenn es rein ums Überleben geht, bleibt wenig Raum für anderes. Die finanziellen Mittel sind weit vor Monatsende ausgegeben, da bleibt man eben zuhause.“
Der Text wurde von Demokratiebegleiterin Claudia Wanner verfasst und aufgrund ihrer Erkrankung von ihrer Kollegin Oya Gürkan vorgetragen. Am Ende weist der Text darauf hin, dass einige Vermögende sich zur Initiative „taxmenow“ zusammengeschlossen haben und eine höhere Besteuerung der Reichen fordern.
In ihrer Predigt nahm die Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann Bezug auf die Geschichte des Auszuges der Juden aus Ägypten. Mose sei kein Mann des Wortes gewesen, habe diese Aufgabe trotzdem übernommen, so Ehrmann: „Und im Rückblick war man sich einig: Gott hat uns aus der Knechtschaft geführt.“ Und weiter: „Die Erfahrung, die von jeder neuen Generation nachvollzogen wird, lautet: Gott sieht das Elend und Leiden von Menschen, er steht auf der Seite derer, die ungerecht behandelt werden, die bedürftig sind, die Mangel haben.“ Deshalb habe die Kirche auch den Auftrag, dem nachzufolgen und die Not zu lindern. Die Vesperkirche sei dafür ein Beispiel, die Nachfolge finde aber an vielen Stellen statt.
Die Vesperkirche kooperiert schon seit mehreren Jahren mit der Neuen Arbeit. So befragen auch dieses Jahr die Demokratiebegleiter/-innen die Besucher/-innen nach ihren Erfahrungen und Wünschen, die Straßen-Universität Stuttgart bietet Veranstaltungen an.
Den Text zu „Armut“ finden Sie hier.
Die Predigt von Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann finden Sie hier.
Die Fürbitten finden Sie hier.
Weiterbildung für die Demokratiebegleiter/-innen
Gemeinsames Werkstattseminar mit der Landeszentrale für politische Bildung
Zusammen mit der „Landeszentrale für politische Bildung“ (LpB) veranstalteten die Demokratiebegleiter/-innen ein Werkstattseminar in Bad Urach. Es war nicht das erste Seminar dieser Art, von dem beide Seiten profitieren. Die Demokratiebegleiter/-innen bekommen so einen fundierten Input, die LpB sucht Zugänge zu Menschen in prekären Lebenslagen, die sie sonst schwer erreicht.
Eine geballte Ladung Wissen brachten die Referenten/-innen der Landeszentrale mit. Ein Workshop drehte sich um Friedensbildung und Konfliktsicherung. Hier wurde ein Modell vorgestellt, wie Konflikte entstehen und wie man eingreifen kann, damit sie nicht eskalieren. Bei einem Vortrag über Antisemitismus wurde deutlich, dass dieser sich immer wieder anpasst, wandelt und in neuen Formen auftritt.
Zusammen mit Martin Tertelmann, zuständiger Fachbereichsleiter für die Demokratiebegleiter, moderierte Felix Steinbrenner von der LpB das Seminar. Er sprach am Anfang über die politischen Bildung und den „Beutelsbacher Konsens“, der seit den 70er Jahren die Grundlage dafür bildet.
Zum Schluss wagten die Demokratiebegleiter einen Rück- und einen Vorausblick. Es wurde noch einmal klar, wie vielfältig das Angebot in diesem Projekt ist, es umfasst Führungen, Bürgersprechstunden, Reisen, Aktionen vor Wahlen oder Lobbyarbeit für Erwerbslose. Mit dieser Vielfalt soll es auch 2023 weitergehen. Auch mit der LpB soll weiter zusammengearbeitet werden, etwa beim Besuch von Gedenkstätten oder bei Aktionen vor den Kommunal- und EU-Wahlen im Frühjahr 2024.
Demokratie bewahren, heißt dafür eintreten
Bericht über die Qualifizierung zum Demokratieberater von Andreas Kraft
Sieben Demokratiebegleiter/-innen und zwei weitere Teilnehmerinnen wurden bis Juni 2021 an insgesamt 12 Seminartagen zu Demokratieberatern und -beraterinnen qualifiziert.
Die Qualifizierung ist Teil des Projektes „Teges 2.0 – Durch Teilhabe gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“, das der Evangelischen Fachverbandes für Arbeit und soziale Integration (EFAS e.V.) verantwortet und umsetzt. Gefördert wird die Initiative durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Rahmen des Bundesprogramms "Zusammenhalt durch Teilhabe" sowie durch die Lechler Stiftung. Mit der jährlichen Qualifizierung von Demokratieberater/-innen möchte Teges 2.0 einen Beitrag zur mehr politischer Teilhabe leisten und extremistischen Tendenzen konkret und präventiv begegnen.
Armutskonferenz stellt Forderungen an die Politik
Digitales Gespräch von Mitgliedern der Landesarmutskonferenz mit Mitgliedern des Landtags von Baden-Württemberg
Im Januar trafen sich Mitglieder der Landesarmutskonferenz Baden-Württemberg (LAK-BW) mit Mitgliedern des Ausschusses für Soziales und Integration des baden-württembergischen Landtags. Ziel der Diskussion war es, Grundlagen der Integrationspolitik zu ermitteln, die grundsätzlichen Forderungen der LAK-BW zu besprechen sowie die Ansichten der Abgeordneten zum Thema Armut kennen zu lernen. Alle Abgeordneten hielten einen fünfminütigen Impulsvortrag.