Rainer Mausfeld
Warum schweigen die Lämmer?
Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören
Westend
Erstausgabe 2021
Die Aushöhlung unserer Demokratie: Wie elitäre Gruppen mit Hilfe von Wahloligarchie und Indoktrination unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlage zerstören. Das ist das Thema des Buches von Rainer Mausfeld. Mausfeld war Professor an der Universität Kiel mit den Schwerpunkten Wahrnehmungs- und Kognitionsforschung und Geschichte der Psychologie.
Seit 2015 hält er Vorträge und Veröffentlichungen zu politischer Indoktrination. Im Buch kombiniert Mausfeld geschickt Beispiele wie den Fall der Berliner Mauer 1989 als historisches Ereignis mit seiner philosophischen Ideologie und nutzt sie so zu Unterstützung seiner Thesen, dass das Volk sich von Großkonzernen und politischer Meinungsbildung kontrollieren lässt. So entstehen Probleme, die außerhalb der demokratischen Kontrolle liegen, wie das der Armutsschere, Begriffe werden neu interpretiert und verdreht, der Gesellschaft wird eine neue Bedeutung gegeben. Dafür liefert Mausfeld zahlreiche Belege, nutzt Vorlesungs-Mitschriften und Interviews. Er bezieht philosophische sowie historische Fakten und Zitate mit ein. Zahlreiche Kommentare sind sehr wertvoll, ebenso die bibliografischen Hinweise und Namenslisten.
Das Buch ist schwer zu lesen und der Kontext schwer nachvollziehbar. Es ist aber auch sehr interessant und, wenn man sich auf seine Denkweise einlässt, inspirierend. Es stimmt den Leser nachdenklich und regt eventuell zu Recherchen und tieferes Eintauchen in das die Themen Politik, Demokratie und Neoliberalismus an. Das Buch führt allerdings schnell zu viralen Verschwörungstheorien, die durchaus Menschen verschwörerischer Denkweise faszinieren kann, wie die Beliebtheit des Autors im Netz beweist. In Interviews schweift Mausfeld gerne ab, doch findet er die Kurve zu der ursprünglichen Fallstudie, ohne dass er versucht, das zugrunde liegende Problem zu lösen.
Für mich liest sich das Buch eher wie ein Science-Fiction-Roman und nicht wie eine politische Anklage gegen das System, nach dem Motto: „Jeder kann sich beschweren, aber niemand hat die Lösung“. Es wäre besser, Mausfeld würde sein Wissen nutzen, um eine Lösung der bestehenden Probleme zu finden. Dies wäre Inspiration für Diskussionen. Aber ohne jeglichen Lösungsansatz rät Mausfeld nur zu einem Umdenken des Volkes, ohne zu konkretisieren wie.
Es ist ein lesenswertes Buch mit vielseitigem und fundiertem Wissen, aber dadurch, dass ein Gegenspieler oder ein „Gegner, der Kontra gibt“ fehlt, sehr monoton und eintönig.
Buchbesprechung von Franz Mandjik