27.08.2020
Führung im Hotel Silber
Aufgrund von Corona wurde von Herrn Felix Kümmel eine kleine Teilnehmergruppe durch das Hotel Silber geführt – von ihm kenntnissreich und interessant vermittelt. Die Teilnehmergruppe bestand aus drei Demokratiebegleiter-/innen und einer Teilnehmerin aus dem Step-Up Programm. Die Führung dauerte eineinhalb Stunden.
Die Ausstellung befasst sich hauptsächlich mit der über fünfzig Jahre andauernden Periode der polizeilichen Nutzung des Gebäudes – von der Weimarer Republik über die NS-Diktatur bis in die achtziger Jahre der Bundesrepublik.
Erörtert wurden unter anderem Fragen der Kontinuität über die drei politischen Systeme hinweg, wieso der Übergang von der Weimarer Republik zur NS-Herrschaft so reibungslos funktionierte, und wer aus dem Mitarbeiterstab der Gestapo in besetzte Gebiete geschickt wurde und sich demnach für die dortigen Massenmorde verantwortlich zeigte.
Viele Informationen über Personen, Vorfälle, Verstöße gegen Anordnungen etc., die die Gestapo zur Verfolgung benötigte, kamen durch Denunziation aus der Bevölkerung zustande - der aktive Apparat der Gestapo wäre viel zu klein gewesen, um dies alles eigenständig zu ermitteln. Also lässt sich die These "wir wussten von nichts, wir hätten nichts dagegen machen können" nicht aufrechterhalten.
Nach der Logik der ausschließenden deutschen Volksgemeinschaft wurden folgende Gruppen zu Volksfeinden erklärt und von der Gestapo verfolgt: politische Gegner des NS-Systems (KPD, SPD, Gewerkschaften), jüdische Menschen, Sinti und Roma, Kriegsdienstverweigerer wie die Zeugen Jehovas und alle Menschen die mit dem System nicht uneingeschränkt einverstanden waren, wie die sogenannte Swing Jugend.
Brutal überwacht wurden auch Menschen, die im NS zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie und Landwirtschaft genötigt wurden, wie russische, polnische, französische etc. Kriegsgefangene und zwangsrekrutierte Menschen aus den eroberten Ländern.